In memoriam Monica Mather

In memoriam Monica Mather

Unser langjähriges Vereinsmitglied Monica Mather, geboren am 1. Januar 1941, ist am 11. November ihrem langjährigen Krebsleiden erlegen. Die KZ-Gedenkstätteninitiative trauert zusammen mit ihrer Lebensgefährtin Renate Stäbler um die engagierte Journalistin und Fotografin. Für die KZ-Gedenkstätteninitiative bedeutet ihr Tod einen schweren Verlust. Ihre schwere Krankheit ließ sie ein Projekt, das sie seit Jahren bewegte, nicht mehr beenden: die auf dem Friedhof Seestraße in einem Massengrab namenlos bestatteten KZ-Häftlinge sollten ihre Namen wiederbekommen – eine Namenstafel ist geplant.
Monica Mather war seit Gründung unserer Initiative im Jahr 1999 dabei und hat bis zu ihrer schweren Erkrankung wohl keine Veranstaltung versäumt. Darüber hinaus hat sie aber ihre journalistische Begabung und ihr außergewöhnliches Interesse für Geschichte in unsere Arbeit bleibend eingebracht.
Ich persönlich erinnere mich, dass vor vielen Jahren es Monica Mather war, die im Auftrag der Leonberger Kreiszeitung, bei der sie damals als hauptamtliche Redakteurin gearbeitet hat, mich aus Anlass einer Veröffentlichung zur Geschichte des Nationalsozialismus als Journalistin interviewt hatte. Es war ihr Verdienst, die KZ-Geschichte von Leonberg zu einer sehr frühen Zeit entdeckt und die Öffentlichkeit darüber informiert zu haben. Im August 1978 rezensierte sie in der Leonberger Kreiszeitung unter der Überschrift „Ein KZ mitten in Leonberg“ die an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg angefertigte Zulassungsarbeit des Leonbergers Jürgen Klingel und das von Professor Herwart Vorländer herausgegebene Sammelwerk über sieben Natzweiler KZ-Außenlager, in dem Klingels Arbeit enthalten ist. Dafür hatte sie damals Schmäh- und Drohanrufe auszuhalten. Wenn ich mich recht erinnere, berichtete sie dann auch über die drei Tage der Information über das Leonberger KZ im Haus der Begegnung im April 1979. Und so war es geradezu selbstverständlich, dass sie 1999 an der Geschichtswerkstatt zum KZ in Leonberg teilnahm und zwei Jahre lang engagiert an der Dokumentation „Konzentrationslager und Zwangsarbeit in Leonberg“ mitarbeitete. Das 2001 erschienene Standardwerk unserer Initiative enthält als Ergebnis ihrer Interviews mit Leonberger Bürgern und einer zweijährigen Forschungsarbeit das Kapitel über den Häftlingsalltag aus ihrer Feder sowie mehrere Beiträge, die sie zusammen mit Renate Stäbler verfasst hat. Monica Mather war auch an der Aufarbeitung der KZ-Nachkriegsgeschichte beteiligt und konnte dabei auf ihr eigenes Archiv zurückgreifen. Das Ergebnis liegt in der Broschüre „Schwierigkeiten des Erinnerns. Über den Umgang der Leonberger mit dem KZ nach 1945“ vor, das sie zusammen mit Renate Stäbler im Jahre 2007 veröffentlichte.
Wir nehmen von Monica Mather Abschied und danken ihr für ihr Engagement und ihre Empathie; die KZ-Gedenkstätteninitiative wird sie vermissen und ihr Andenken bewahren. Renate Stäbler, der Lebensgefährtin, die sie auf ihrem letzten langen beschwerlichen Lebensabschnitt liebevoll begleitet hat, gilt unsere herzliche Anteilnahme.

Für die KZ-Gedenkstätteninitiative Leonberg e.V.
Eberhard Röhm

14. November 2010


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