Die Häftlinge, ihre Haft- und Arbeitsbedingungen

Ein großer Teil der Häftlinge kam aus dem KZ Dachau und dessen Außenlagern, andere aus den KZs Auschwitz, Flossenbürg, Sachsenhausen.
Die meisten Menschen im KZ waren Verfolgte aufgrund des herrschenden Rassenwahns oder wurden eingesperrt wegen ihrer nicht-konformen politischen oder religiösen Haltung. Unter ihnen waren auch Deserteure, Zwangsverschleppte und Kriegsgefangene. Die Bezeichnungen "Kriminelle" und "Asoziale" dienten zur Rechtfertigung des KZ-Systems. In Leonberg waren sehr viele Juden, auch Sinti und Roma. Im Frühjahr 1944 zählte man im KZ Leonberg einige hundert Menschen, gegen Kriegsende waren es mehr als 3.000.
Die Essensrationen waren so gering, dass der Hunger ein ständiger, qualvoller Begleiter war. Die bis auf die Knochen abgemagerten Häftlinge wurden Tag und Nacht zur Arbeit in den Engelbergtunnel getrieben. Dort mussten sie in Schichten zu je zwölf Stunden sieben Tage in der Woche arbeiten.
Ein kleinerer Teil der Häftlinge wurde auch zu andern Arbeiten herangezogen, zur Entschärfung von Blindgängern nach Fliegerangriffen, zu Bau- und Steinbrucharbeiten und im Stollenbau.

Besonders seit Dezember 1944 litten die Häftlinge unter katastrophalen Haftbedingungen. Aufgrund von Überbelegung, Unterernährung und unzureichenden sanitären Einrichtungen brachen alsbald Fleckfieber und Typhus aus.
Der Tod von 389 KZ-Häftlingen ist für Leonberg nachgewiesen. Weit mehr starben. Viele der entkräfteten, kranken und ausgezehrten Männer wurden in typische Sterbelager wie Vaihingen/Enz, Dachau und Bergen-Belsen transportiert.
Überliefert sind mehrere Fluchtversuche von Häftlingen. Die meisten von ihnen wurden wieder ergriffen. Von drei Häftlingen, die in Leonberg oder anderswo erhängt wurden, sind die Namen bekannt. Ein weiterer Häftling wurde "auf der Flucht" erschossen.
Nur wenige Tage, ehe die französischen Streitkräfte Leonberg erreicht hatten und die verbliebenen 2.700 Häftlinge hätten befreien können, wurden diese in Todesmärschen und Todesfahrten nach Bayern getrieben. Viele von ihnen starben
dabei noch.

Das ehemalige neue Lager Anfang der fünfziger Jahre

Im Vordergrund links das Wachgebäude.
Rechts Häftlingsblock I noch mit dem ursprünglichen Flachdach. Dahinter Häftlingsblock II und III inzwischen aufgestockt.
Der Querbau war bei Kriegsende nur eingeschossig im Rohbau fertig.