ORTE DES ERINNERNS UND DER INFORMATION IN LEONBERG

Das Gedenken an das Konzentrationslager und die Zwangsarbeit in Leonberg führte im Laufe der Jahre zu einem Ensemble von Orten des Erinnerns und der Information, die über die ganze Stadt zerstreut sind und bisher nur zum Teil durch Informationstafeln erkennbar sind. Der Grund für die Streuung liegt in der besonderen Geschichte der Stadt im letzten Kriegsjahr, in der Leonberg zu einer „Stadt im Banne der Rüstung“ gemacht wurde. (Vgl. Geschichte) Es gibt darum in Leonberg wie in vergleichbaren Orten nicht nur eine einzige Erinnerungsstätte, sondern eine Art „Gesamtkunstwerk“ aus mehreren Erinnerungsorten.
Im November 2003 hat das Stadtarchiv der Stadt Leonberg zusammen mit der KZ-Gedenkstätteninitiative e.V. eine von Eberhard Röhm und Wolfgang Schiele verfasste 40-seitige Broschüre "Auf den Spuren von KZ und Zwangsarbeit in Leonberg" herausgegeben, die diese komplexe Situation anschaulich macht.
Die Broschüre kann für 2 EURO erworben werden an der Pforte des Neuen Rathauses, im Buchhandel (ISBN 3-93363636-08-6) oder bei der KZ-Gedenkstätteninitiative e.V.

Aus Anlaß der Einweihung der Gedenkstätte "Namenswand" von Johannes Kares vor dem alten Engelbergtunnel am 8. Mai 2005 brachte die KZ-Gedenkstätteninitiative eine 40-seitige, bebilderte Broschüre "Stationen auf dem Weg der Erinnerung - Das KZ-Außenlager Leonberg 1944-1945" heraus, die bei den Vorstandsmitgliedern der Initiative gegen eine Spende von mindestens 2 EUR eworben werden kann. (Adressen siehe "Über uns")

Zur Eröffnung der Dokumentationsstätte im alten Engelbergtunnel erschien im Juni 2008 eine 20-seitige Broschüre "Schüler fragen - eine Ausstellung gibt Antwort". Sie kann gegen eine Spende von mindestens einem EURO bei der KZ-Gedenkstätteninitiative erworben werden. Die Broschüre gibt es auch in englischer, französischer und italienischer Sprache.

Im einzelnen sind folgende Gedenkstätten und Erinnerungs- bzw. Informationsorte in Leonberg zu finden:

Dokumentationsstätte im alten Engelbergtunnel (Station 5 des "Wegs der Erinnerung")

Seit Juni 2008 besteht im alten Engelbergtunnel eine Dokumentationsstätte zur Geschichte des KZ Leonberg. Zum Besuch der Ausstellung benötigt man einen Schlüssel. Die Dokumentationsstätte ist zugänglich während Führungen auf dem "Weg der Erinnerung" (siehe "Führungen") sowie zwischen März und Oktober an jedem 1. Sonntag im Monat zwischen 14 und 16 Uhr. Zu weiteren Terminen und zu Adressen siehe "Aktuelles".

Übersicht über die KZ-Dokumentationsstätte im alten Engelbergtunnel

0. Der erste Reichsautobahntunnel unter dem Engelberg

1. NS-Ziele – Warum haben die Deutschen Menschen aus ganz Europa ins KZ gesteckt?
Landraub im Osten – Lebensraum für Deutsche – Entvölkerungs- und Vernichtungsprogramm – Ermordung der Juden.

2. „Vernichtung durch Arbeit“: KZ-Häftlinge als letzte Arbeitsreserve für die Rüstung - Nummern statt Menschen: das KZ-System der Entmenschlichung (Röhm)

3. Der Luftkrieg: Zerstörung von oben – Warum wurde die „Wunderwaffe“ Me 262 unter Tage produziert? – Die dezentrale Produktion der Me 262

4. Aus vieler Mütter Länder: Woher kamen die weit mehr als 3000 Leonberger KZ-Häftlinge? – Der Alltag im Leonberger KZ.

5. Der Alltag im Leonberger KZ: Hunger – Krankheit – Sterben – Flucht - Kontakt zur Leonberger Bevölkerung.

6. Das Ende: Todesmarsch nach Bayern und Befreiung für die Überlebenden - Verantwortung: Der Prozess und das Urteil des französischen Militärtribunals in Rastatt vom März 1948.

7. Auf drei Wagen in der Tunnelmitte: Arbeit im Tunnel:
Wagen 1: Leiharbeiter der SS
Wagen 2: Die Tragflügelfertigung
Wagen 3: Leonberger KZ-Häftlinge berichten über ihre Arbeit
Eine Originaltragfläche des Messerschmitt-Düsenflugzeugs Me 262

Finanzierung / Sponsoring

Die Dokumentationsstätte wurde vor allem finanziert mit Mitteln der Europäischen Kommission, Bildung und Kultur, Brüssel, sowie durch Spenden der Berthold Leibinger Stiftung, Ditzingen; der European Aeronautic Defence and Space Company (EADS), München; der Robert Bosch GmbH, Stuttgart.

Die Einladungen ehemaliger Häftlinge und ihrer Angehörigen sowie die Feierlichkeit der Ausstellungseröffnung konnten finanziert werden durch viele Einzelspenden und Zuwendungen folgender Sponsoren bzw. Institutionen: Daimler AG, Stuttgart; Lions Club Leonberg; Paul Lechler Stiftung, Ludwigsburg; Prof. Ing. h. c. Ferdinand Porsche AG, Stuttgart; Stadt Leonberg; Stiftung Erinnerung Verantwortung Zukunft, Berlin; Wüstenrot & Württembergische AG, Stuttgart.

Weg der Erinnerung vom Friedhof Seestraße zum Blosenberg

(Einen Plan mit den sechs Stationen des "Wegs der Erinnerung" finden Sie unter der Rubrik "Führungen" und unter "Rundgänge".)

1. Friedhof Seestraße (Tafel 1)

Die Seestraße war schon 1944/45 bis zum Eingang des „neuen“ KZ-Lagers dicht bebaut. Ein Jahr lang zogen, vom Bahnhof kommend, die von den Bewachern drangsalierten Häftlingskolonnen in geringem Abstand an den bewohnten Häuserreihen vorbei. In gleicher Weise wurden auch die in der Gegenrichtung zum Bahnhof getriebenen entkräfteten, sterbenskranken „Austauschhäftlinge“ von den Anwohnern der Seestraße und der Bahnhofstraße ganz alltäglich wahr genommen.

Im äußersten hinteren Teil des Friedhofs Seestraße befindet sich ein großes Sammelgrab, in dem die meisten der in Leonberg verstorbenen KZ-Häftlinge bestattet sind. Ihre Leiber befanden sich ursprünglich im Massengrab auf dem Blosenberg und wurden 1953 hierher umgebettet. Erst neun Jahre später bekam das Sammelgrab in Gestalt von zwei behauenen Steinplatten eine Beschriftung. Auf dem 1962 vom Konstanzer Bildhauer Adolf Schmid gefertigten Grabmal ist auf der dem Grab zugewandten Seite die christliche Auferstehungsszene dargestellt.

Der auf der Rückseite in den Stein gehauene Text lautet:

„389 Söhne vieler Völker Europas ruhen hier. Opfer der Gewaltherrschaft in dunkler Zeit. Ihr Tod mahnt uns alle, das Rechte zu tun, dem Unrecht zu wehren und Gott in seinen Geschöpfen zu ehren.
1939-1945“

Offensichtlich wollte man im Jahr 1962 einen konkreten Hinweis darauf vermeiden, dass hier ausschließlich Opfer des Leonberger Konzentrationslagers begraben liegen. Auch die Jahreszahlen 1939-1945 verschleiern den Tatbestand, dass die Bestatteten nicht allgemein Kriegstote sind, sondern nach Leonberg verschleppte KZ-Häftlinge, die in den Jahren 1944/45 umgebracht wurden. Die Angabe „389 Söhne vieler Völker Europas ruhen hier“ ist zu korrigieren. Tatsächlich liegen 337 KZ-Häftlinge in diesem Grab. 52 verstorbene Häftlinge sind an anderen Orten beerdigt. 16 Tote wurden 1944 auf dem Pragfriedhof in Stuttgart eingeäschert und bestattet. 36 Tote , darunter 24 Italiener, zehn Franzosen und zwei Niederländer, wurden nach ihrer Exhumierung auf den Waldfriedhof in München bzw. in ihre Heimat nach Frankreich und den Niederlanden überführt.

2. Das „neue Lager“, Samariterstift, Seestrasse 44-80 (Tafel 2)

Auf dem Gelände des heutigen, nur noch aus einem Gebäude bestehenden Altenzentrums „Samariterstift“ befand sich das sog. „neue Lager“, das ab dem Spätsommer 1944 in Form von zweistöckigen Massivbauten mit Flachdach erstellt wurde. Drei je 40 Meter lange und 10 Meter breite Unterkunftsbaracken waren bis Dezember entlang der Seestraße (damals Barwiesenweg) provisorisch fertiggestellt. Im heutigen Gebäude Seestraße 74 ist die ursprüngliche Bausubstanz des östlichen der drei Massivbauten noch erhalten: Im Untergeschoss, den Grundmauern und in Teilen von Erdgeschoss und erstem Stock. Auf jeder Ebene einer Baracke gab es vier Schlafräume für je etwa 40 Häftlinge. In den Untergeschossen waren Werkstätten eingerichtet. Eine vierte Wohnbaracke, das ehemalige Haus 58, kam über das Stadium des Erdgeschossrohbaus nicht hinaus. In Gebrauch waren noch ein kleineres, einstöckiges Gebäude für die Wachmannschaften am östlichen Rand des Lagers außerhalb der Umzäunung, die Entlausungsbaracke (ehemals Haus 76) und eine Küchenbaracke (ehemals Haus 60). In der Mitte der Gebäudeansammlung befand sich der Appellplatz mit einem hohen Lichtmast.
Das neue Lager wurde Anfang Dezember, mitten im Winter, zum ersten Mal belegt. Anfangs lagen die Häftlinge auf dem blanken Boden und waren, nur mangelhaft geschützt, Zugwind und Kälte ausgesetzt.
Auf dem Gelände steht vor dem inzwischen abgerissenen Gebäude der ehemaligen "Entlausungsbarcke" ein Gedenkstein zur Erinnerung an die KZ-Zeit, der aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums der Einrichtung am 17. Juni 1998 errichtet wurde. An ihm ist eine Informationstafel mit einer Kurzbeschreibung der Geschichte des KZ angebracht.
Seit 14. März 2008 besitzt die KZ-Gedenkstätteninitiative auf dem Gelände des ehemaligen "neuen" Lagers, im 4. Stock des Hauses 74 des Samariterstifts ihr Vereinsbüro, in dem sich die Bibliothek sowie einige wenige Ausstellungsstücke befinden.
Der Großteil der Gebäude der Altenheimanlage ist inzwischen abgerissen und durch Wohnbebauung ersetzt worden.

3. Das „alte Lager“, Blosenbergkirche, Schleiermacherstrasse (Tafel 3)

Im Jahre 1967 ist die Blosenbergkirche auf einem Gelände in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen KZ-Außenlager errichtet worden. Die evangelische Kirchengemeinde erinnert daran mit einem 1992 im Vorraum der Kirche aufgelegten Gedenkbuch, in dem die Namen, Nationalität, Alter und Sterbetag von 293 in Leonberg verstorbenen KZ-Häftlingen verzeichnet sind. Damals waren nur diese 293 Toten namentlich bekannt gewesen.
Das künstlerisch gestaltete Buch ist hinter einer von Hermann Kromer geschaffenen gewölbten Metallgussplatte aufbewahrt. Diese erzählt vom KZ-Geschehen: Die Wölbung erinnert an die Form des Engelbergtunnels, der Arbeitsstätte der Häftlinge. Es sind die Umrisse eines Flugzeugtragflügels zu erkennen, den die Häftlinge in anstrengender Arbeit zusammen zu nieten hatten. Ein Geleisestrang symbolisiert das „Gleisle“. Dieses Industriegleis verlief zwischen den Ortsteilen Leonberg und Eltingen. Auf ihm transportierten die Häftlinge tagtäglich Material zwischen Bahnhof und Tunnel hin und her. Ein Kirschkorb steht für kleine Zuwendungen, die Passanten gelegentlich den ausgemergelten Gestalten in den „Zebrakleidern“ heimlich zugesteckt haben.

4. Eingang zum „alten Lager“, Seestrasse 122 (Tafel 4)

Am Ende der heutigen Seestraße befand sich das „alte Lager“. Es wurde in der Anfangszeit März/April 1944 teils von Zwangsarbeitern, teils von KZ-Häftlingen errichtet. Es erstreckte sich fast bis zur heutigen Römertrasse. Die „Lagerstraße“ verlief dem heutigen Fliederweg entlang. Das Lager bestand aus acht Holzbaracken, 10 Meter auf 30 Meter, für je etwa 300 Mann. Hinzu kamen eine Waschbaracke, Küche, ein Krankenrevier, Latrinen und ein Leichenhaus. Auf dem Appellplatz stand ein Galgen.
Beide Lager waren mit Stacheldraht umzäunt und von Wachtürmen flankiert. Vor dem im Nordosten angebrachten Eingangstor wurde ein von einer Quelle gespeister Löschwasserteich angelegt, der heute noch als Gartenteich zu sehen ist. (Haus Seestraße 117)
Kurz vor der anstehenden Befreiung durch die Franzosen wurde das KZ-Lager aufgelöst und die noch verbliebenen, etwa 2.700 Häftlinge in Richtung Bayern „evakuiert“, d.h. auf den "Todesmarsch" geschickt. Die Holzbaracken des „alten Lagers“ wurden noch vor dem Einmarsch der alliierten Truppen vom Ortspolizisten wegen der Seuchengefahr abgebrannt.
Heute ist das Gelände ein Wohngebiet mit kleinen nach dem Krieg entstandenen Häusern.

5. Produktionsstätte Messerschmitt AG (Presswerk Leonberg) / alter Engelbergtunnel (Tafel 5)

1938 war unter dem Engelberg der erste Reichsautobahntunnel fertiggestellt worden. Ab April 1944 wurden die beiden 300 Meter langen Tunnelröhren an allen
vier Öffnungen mit Betonschleusen zum Schutz gegen Tieffliegerangriffe versehen und im Inneren zu einer Fabrikationsstätte für die Firma Presswerk Leonberg, einem Teilbetrieb der Messerschmitt AG, Augsburg, ausgebaut. In den Röhren wurde eine Zwischendecke eingezogen, sodass eine Produktionsfläche von etwa 11.000 qm entstand. Die beiden Röhren waren mit einem Querstollen verbunden. Ein 22 Meter hoher Luftschacht führte von oben in den Tunnel. Im 12-Stunden-Schichtbetrieb hatten die KZ-Häftlinge unter Anleitung von Facharbeitern Tragflügel für das Düsenflugzeug Me 262 herzustellen. Die für die Produktion verwendeten Niethämmer, Sprengnieten und Metallpressen verursachten einen höllischen Lärm.
Auf der stillgelegten Autobahntrasse vor dem Tunnel waren verschiedene, direkt oder indirekt für die Produktion wichtige Gebäude verschiedener Firmen errichtet worden.
Noch vor Ende des Krieges ließ die Firma Messerschmitt die wertvollen Maschinen nach Bayern abtransportieren. Beide Röhren wurden in einer Tiefe von 40 Meter bzw. 70 Meter hinter den vier Portalen gesprengt, um sie dem Feind nicht als funktionsfähige Waffenfabrik in die Hände fallen zu lassen.
Vor dem Engelbergtunnel steht die am 8. Mai 2005 eingeweihte, vom Tübinger Künstler Johannes Kares entworfene Namenswand. In der 25 Meter breiten Wand hängen 15 Stahlplatten mit einer Höhe von 3 Meter und einer Breite von 1,50 Meter. In den sechs Millimeter starken Stahl sind die bisher bekannten Namen von 2892 KZ-Häftlingen wie 16 Gestapohäftlingen und Zwangsarbeitern per Laser eingeschnitten. Damit wird an die um ein vieles mehr als 3000 KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter des SS-geführten KZ Leonberg erinnert. Den zu „Nummern“ degradierten Häftlingen sollen damit symbolisch ihre Namen wieder gegeben werden.
Seit Juni 2008 befindet sich im alten Engelbergtunnel eine im wesentlichen von der EU finanzierte, vom Büro "Braun Engels Gestaltung" (Ulm) entworfene Dokumentationsstätte zur Geschichte des KZ Leonberg. Zur Ausstellungseröffnung erschien eine 20-seitige Broschüre "Schüler fragen - eine Ausstellung gibt Antwort". Die Broschüre kann bei der Gedenkstätteninitiative gegen eine Spende von mindestens einem Euro erworben werden. Die Broschüre gibt es auch in englischer, französischer und italienischer Sprache.

6. Massengrab auf dem Blosenberg (Tafel 6)

Bis zum Dezember 1944 wurden die Leichen des Leonberger KZ im Krematorium auf dem Stuttgarter Pragfriedhof verbrannt. Nach dieser Zeit warf man sie - wegen der Ansteckungsgefahr in einer gewissen Entfernung zu den Lagern - in ausgehobene Erdlöcher auf dem Blosenberg. Auf Anordnung der Militärregierung legte die Stadt Leonberg noch vor der Weihe des KZ-Friedhofs am 1. November 1945 eine Umfriedung an und stellte ein Holzkreuz auf. Dieses wurde - wieder auf Druck der Militärregierung - im folgenden Jahr durch ein großes Betonkreuz ersetzt, das heute noch zu sehen ist. Im Sommer 1953 wurden die Gebeine von 373 ehemaligen KZ-Häftlingen exhumiert und zum größeren Teil in das Sammelgrab auf dem Friedhof Seestraße verlegt. 36 wurden in ihre Heimat nach Frankreich und den Niederlanden oder auf den Waldfriedhof München umgebettet.
Nur zum Teil sind Zahl und Namen derjenigen Häftlinge noch zu ermitteln, die nach ihrer Verlegung in die Todeslager wie Vaihingen/Enz und Bergen-Belsen verstorben sind oder nach der Räumung des Lagers im April 1945 auf den Todesmärschen und Todesfahrten in Richtung Bayern umkamen. Drei Häftlingen, die wegen Fluchtversuchen in Leonberg oder anderswo erhängt wurden, sind namentlich bekannt.
Die an der Stelle des früheren Massengrabs liegende Steinplatte mit einer in französischer und deutscher Sprache abgefassten Inschrift wurde 1962 (?) angefertigt. Der Text lautet:

„Ici reposaient les corps de 373 uisimes du camp de concentration de Leonberg.
Transferes depuis au cimetiére communal.

Hier ruhten die Gebeine von 373 Opfern des SS-Arbeitslagers Leonberg.
Sie wurden inzwischen auf dem Städtischen Friedhof beigesetzt.“

Zusätzlich gibt es noch zwei (identische) Infotafeln am Leonberger S-Bahnhof (Tafel 0), eine an der Rampe hinter dem Gasthaus Sacher, eine an der Bushaltestelle gegenüber dem Bahnhof (direkt an der Bahnhofsstraße)

Hier am Leonberger Bahnhof trafen die meisten Häftlingstransporte ein
Bewaffnet Wachleute standen  auf der Rampe, öffneten die verriegeltenTürenn: „Raus, raus!“ Ausgemergelte Häftlinge taumelten heraus, dann wurden sie  in Fünferreihen ins Lager an der Seestraße getrieben.
Etwa 5000 Männe aus 24 Ländern Europas wurden auf diese Weise ins KZ Leonberg deportiert.

Friedensmahnmal von Hans Daniel Sailer im Leonberger Stadtpark

Das von Hans Daniel Sailer entworfene Friedensmahnmal wurde vom Winter 1988/89 bis zum November 1990 im Rahmen einer Bauhütte, an der neben Sailer mehrere Künstler beteiligt waren, geschaffen. Es ist in der „Form einer archäologischen Grabungsstätte“ angelegt als „Spuren suchende Freilegung der Vergangenheit“. Es erinnert an die Opfer von Gewaltherrschaft und ruft zum Frieden unter den Menschen und mit der Natur auf.

Im Mittelpunkt steht die aus der tiefsten Stelle emporragende, von Sailer mit mythischen Bildern versehene Friedensstele aus Maulbronner Sandstein.
Mit ihr korrespondiert ein Torbogen, durch den der Weg der Erinnerung an den dunkelsten Ort Leonberger Geschichte, dem KZ-Außenlager, führt.
Daneben befindet sich eine Krypta, die das Verlassensein der Opfer in Verliesen und Zwangslagern symbolisiert. An dieser Krypta haben mehrere Künstler der Bauhütte mitgewirkt. Jan Schneider schlug aus Blöcken Maulbronner Sandsteins, die vom Abriß einer Eisenbahnbrücke in Höfingen stammen, die große Dachplatte mit dem Eisengitter. Markus Bausch baute an Ort und Stelle Brennöfen, in denen er nach einer koreanischen Methode dunkle Steine brannte, mit denen die Wände und der Boden der Krypta ausgemauert wurden. Im Zentrum zeigt das Relief von Hans D. Sailer ein Gesicht, über das im Laufe des Tages der Schatten des Eisengitters wandert.
Die als Kreuz angeordnete Blutrinne oberhalb der Krypta erinnert an die vielen Opfer der Gewaltherrschaft. Ein Marmorkopf, der an einem eisernen Träger befestigt ist, erhebt sich als Sinnbild der Opfer über der Blutrinne. Das Antlitz trägt den Ausdruck eines verdichteten Leidenspathos.

Weitere Mitglieder der Bauhütte waren: Hans Laun schuf ein Relief zum Thema Krieg und Frieden. Berndt Wilde stieß noch vor dem Fall der Mauer 1989 aus Ostberlin zur Bauhütte. Sein „Liegendes Paar“ aus hellem Sandstein am Eingang des Friedensmahnmals zeigt in kubischer Formensprache die Zweisamkeit von Mann und Frau.

Die Bepflanzung der dreieckförmigen Anlage ist Teil des Gesamtkunstwerks. Sie wurde als eine Art Biotop für selten gewordene Pflanzen aus der Leonberger Umgebung angelegt. In direkter Beziehung zur inhaltlichen Thematik ruft sie die Menschen auf, in Frieden mit der Natur zu leben, denn Frieden ist undenkbar ohne Frieden mit der Natur.

Weitere Orte, die in der Broschüre „Auf den Spuren von KZ und Zwangsarbeit“ beschrieben sind.

Viele der hier genannten Gebäude existieren in der Zwischenzeit nicht mehr; sie wurden abgebrochen und teilweise durch Neubauten ersetzt

Zwischen Bahnhof und "Kaserne" (beim Krankenhaus Leonberg)

  1. Güterbahnhof, Bahnhofstraße 80 (Infotafel 0) hinter dem Güterschuppen sowie an der Bahnhofstraße gegenüber der Bushaltestelle)
    2. Gefolgschaftsheim Kaserne, Rutesheimer Straße 50/1 (heute Psychologische Beratungsstelle Leonberg)
    3. Bauleitung der Organisation Todt, Rutesheimer Straße 50/2 A-B (heute Kreisjugendamt, Außenstelle Leonberg) und Waldorfkindergarten
    4. Gestapolager „Kaserne“, Rutesheimer Straße 50/3A-C

Zwischen Bahnhof und Altstadt

1. Stollenbau durch die Stadtmauer in den Schlossberg (nicht sichtbar)
2. Saal der ehemaligen Altdeutschen Bierstube (Hinterhaus; im Vorderhaus, Marktplatz 1, heute Filiale der Deutschen Bank)
3. Werks-Schreinerei, Bahnhofstraße 2
4. Evangelisches Gemeindehaus, Seestraße 2 (Gebäude durch Neubau ersetzt)
5. Grabensaal der Altpietistischen Gemeinschaft, Grabenstraße 16/1 (Gebäude abgerissen; jetzt Wohnbebauung)
6. Saalbau Schneider, Grabenstraße 11 (ehemals Filmtheater; Gebäude zwischenzeitlich abgerissen und durch Neubau ersetzt)
7. Friseursalon, Graf-Eberhard-Straße 4 (das Gebäude ist noch existent, der Friseursalon nicht mehr)
8. Stadtmuseum, Pfarrstraße 1

Zwischen Bahnhof und Eltingen (über Stadtpark)

1. Das „Gleisle“ (nicht mehr existent)
2. Betonwerk Dyckerhoff & Widmann, Ecker Römer-/Poststraße (danach Möbelhaus, heute Neubau der Fa. Bosch)
3. Friedensmahnmal von Hans Daniel Sailer (Ausführliche Beschreibung oben)
4. Kronensaal und Kronenstall, Glemseckstraße 6
5. Glemsturnhalle, Bruckenbachstraße
6. Vereinshaus des CVJM Eltingen, Carl-Schmincke-Straße 78