Detailgetreuer Nachbau wird zum Mahnmal

von Oliver im Masche
Leonberger Kreiszeitung, 18. November 2003

LEONBERG - Viele Spuren des Leonberger KZ-Außenlagers sind aus dem Stadtbild verschwunden. Doch nun können sich Interessierte dennoch einen Überblick über die beiden Lager verschaffen: Gymnasiasten haben ein Modell im Maßstab 1:40 gebaut.

"Die Schüler haben das Projekt komplett selbst in die Realität umgesetzt'', lobt Ethik-Lehrer Ragen Bayer bei der offiziellen Übergabe der Nachbildung an den Leonberger Verein "KZ-Gedenkstätteninitiative''.

Am Freitagmittag nahmen Renate Stäbler und Eberhard Röhm das Modell im Beruflichen Schulzentrum in Empfang. Fast ein ganzes Jahr haben sich zwei Ethik-klassen der Stufe 11 des Technischen und des Wirtschaftsgymnasiums auf die Suche nach Informationen über das Arbeitslager begeben. Am Freitagnachmittag präsentierten die Schüler im Beruflichen Schulzentrum in Leonberg ihr Geländemodell der beiden Lager, das sie in einem fächerübergreifenden Projekt gebaut haben.

Dabei mahnten sieben Gymnasiasten an, dass sich Verbrechen, wie unter den Nationalsozialisten geschehen, nie mehr wiederholen dürften. Sie mahnten in Deutsch, Spanisch, Französisch, Serbokroatisch, Italienisch, Russisch, Tschechisch und Griechisch: den Muttersprachen der meisten der rund 3500 Inhaftierten, die während der letzten beiden Kriegsjahre unter menschenverachtenden Bedingungen gelebt und für die deutsche Rüstungsindustrie im alten Autobahntunnel gearbeitet haben.

Bevor sich die Schüler an den Nachbau des Konzentrationslagers gemacht hatten, wälzten sie Fachbücher, um sich vorzubereiten, sie recherchierten in der Württembergischen Landesbibliothek und in anderen Archiven zu diesem Thema.
Außerdem studierten sie Luftbildaufnahmen sowie Pläne über topografische Verhältnisse des Lagergeländes.

Danach begannen sie mit dem detailgetreuen Nachbau. Auf 1,5 Quadratmetern haben die Schüler das "alte'' und das "neue'' Lager rekonstruiert, dabei auch die topografischen Bedingungen berücksichtigt: In dem lang gezogenen Tal stand das "alte'' Lager, in dem die Zwangsarbeiter ab Frühjahr 1944 untergebracht waren - zwischen der Seestraße und der oberen Römerstraße, oberhalb der Fläche, wo heute das Samariterstift steht. Das "neue'' Lager stand schließlich auf dem Gelände des heutigen Samariterstiftes.

Detailgetreu sind die Desinfektionsräume, die Wirtschafts- und Küchengebäude, die Wachtürme, das Krankenrevier und das Leichenhaus nachgebildet. Wenn die Vitrine für das Modell fertig ist, soll der Nachbau in Bälde im Samariterstift aufgestellt werden - dort, wo Jung und Alt sich treffen.


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