Dokumentationsstätte erinnert an Leonberger KZ

Leonberger Wochenblatt, 26. Juni 2008

LEONBERG - Am kommenden Sonntag, 29. Juni, wird um 11.15 Uhr die KZ-Dokumentationsstätte im alten Engelbergtunnel eröffnet. Auch sechs ehemalige KZ-Häftlinge sowie ein ehemaliger Gestapo-Häftling werden an der Feier teilnehmen.

Vom Frühjahr 1944 bis April 1945 arbeiteten jeweils in zwei Schichten über 3000 KZ-Häftlinge unter dem Engelberg in Leonberg im ersten „Reichsautobahntunnel“. Als Arbeitssklaven der Firma Messerschmitt stellten sie Tragflächen für das Düsenflugzeuge Me 262 her.

Bereits am 8. Mai 2005 wurde der erste Teil der KZ-Gedenkstätte mit der von Johannes Kares entworfenen monumentalen Namenswand vor dem alten Engelbergtunnel errichtet. Auf ihr sind die damals bekannten Namen von 2892 KZ-Häftlingen sowie 16 Gestapohäftlingen und Zwangsarbeitern verzeichnet. Stellt man in Rechnung, dass während eines Jahres ständig erkrankte und verstorbene Häftlinge ersetzt wurden, kommt man zum Schluss, dass von der Firma Messerschmitt vermutlich insgesamt mehr als 5000 KZ-Häftlinge von der SS angefordert und in Leonberg eingesetzt wurden.

Mit dem 2001 ausgeschilderten „Weg der Erinnerung" entlang der Seestraße, der 2005 errichteten Namenswand, einem Gedenkstättenraum im Bereich des Samariterstifts sowie dem jetzt eröffneten Dokumentationszentrum im alten Engelbergtunnel steht den Ehrenamtlichen der KZ-Gedenkstätteninitiative für ihre pädagogische Arbeit eine leistungsfähige Gedenkstätte zur Verfügung. Diese wird vor allem den Schulen von Leonberg und der weiteren Umgebung zugute kommen.
Die Ausstellung veranschaulicht in je drei Kapiteln den ideologisch-politisch-militärischen Hintergrund des Leonberger KZs und der Verlagerung der Messerschmitt-Produktion nach Leonberg im letzten Kriegsjahr (linke Tunnelwand).

Themen sind außerdem die Geschichte des KZ Leonberg und der KZ-Häftlinge einschließlich des Alltags, der anschließenden Todesmärsche und der Befreiung sowie der juristischen Verfolgung der Verantwortlichen in der Nachkriegszeit (rechte Tunnelwand).

Die Feier am Sonntag beginnt um 11.15 Uhr mit dem Vorspiel der Bläsergruppe der Jugendmusikschule und einem Grußwort von Oberbürgermeister Bernhard Schuler. Anschließend tragen fünf Jugendliche aus dem Albert-Schweitzer-Gymnasium unter Leitung von Peter Höfer mit dem Titel „Das Leben im Leonberger KZ“ vor. Dann sprechen der Vorsitzende der KZ-Gedenkstätteninitiative Dr. Eberhard Röhm und der ehemalige KZ-Häftling Avraham Ary, Haifa (Israel), bevor sich das Tor zur Ausstellung öffnet. Die Ausstellung kann man am Eröffnungstag noch bis 16 Uhr besichtigen.

Dann wird sie von März bis Oktober jeweils am ersten Sonntag im Monat von 14 bis 16 Uhr geöffnet sein.


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