Gerda Taro - Fotografin im spanischen Bürgerkrieg
Vortrag von Irme Schaber
Freitag, 9. November 2018 (80. Jahrestag der Reichspogromnacht), 19 Uhr
Haus der Begegnung, Leonberg, Eltinger Straße 23
Veranstalter: KZ-Gedenkstätteninitiative Leonberg, Evangelische Erwachsenenbildung, Stadtmuseum Leonberg.
Gerda Taro - Von Stuttgart nach Madrid - Mit Robert Capa im Spanischen Bürgerkrieg
Präsentation zu Leben, Werk und aktueller Forschung
Im Spanischen Bürgerkrieg schuf Gerda Taro zusammen mit Robert Capa und „Chim“ David Seymour die moderne Kriegsfotografie. Mit ihren Bildern bezog Taro klar Stellung gegen Franco und Hitler, Engagement und Risiko zeichneten ihre Fotografie aus. Sie war die erste Frau, die direkt im Gefecht fotografierte. Diese Nähe zum Geschehen setzte neue Maßstäbe für die fotografische Kriegsberichterstattung und kostete Gerda Taro das Leben. Dennoch war sie neben ihrem Kollegen und Lebenspartner Robert Capa in Vergessenheit geraten.
Gerda Taro kam 1910 in Stuttgart als Gerta Pohorylle zur Welt. Nach einer Flugblattaktion gegen Hitler und ihrer Verhaftung in Leipzig floh die Jüdin 1933 nach Paris, wo sie den Fotografen André Friedmann kennenlernte und zu fotografieren begann. Die Künstlernamen „Robert Capa“ und „Gerda Taro“ waren ihre Idee. Der Spanische Bürgerkrieg bedeutete für das junge Fotografenpaar einen dramatischen Wendepunkt. Ab August 1936 dokumentierten die beiden Nazi-Flüchtlinge Revolution und Krieg in Spanien.
Taro fotografierte am Nerv der Zeit. Ihr Weg vom Nazi-Flüchtling zu einem Prototyp des modernen Fotojournalismus verlief im Spannungsfeld von Fluchterfahrung und neuer Medienöffentlichkeit. Sie begleitete die Internationalen Brigaden mit der Kamera, lernte Ernest Hemingway, Pablo Neruda und André Malraux kennen. Ihre fotografischen Berichte aus dem ersten Bombenkrieg auf europäischem Boden waren ein Votum für eine andere Politik.
Eine fotohistorische Sensation war die Entdeckung des verloren geglaubten „Mexikanischen Koffers“ mit Filmrollen von Capa, Taro und Chim aus dem Spanischen Bürgerkrieg: Mehr als 800 Fotografien von Gerda Taro. Darunter bekannte Einzelbilder, aber auch ganze Serien, von denen man angenommen hatte, dass sie von Robert Capa stammten. Der Koffer war 1941/42 aus Frankreich geschmuggelt worden, um die Bilder vor dem Zugriff der Nazis zu retten.
Die Exilforscherin und Taro-Biografin Irme Schaber hat die jahrzehntelang vergessene Fotopionierin vor Jahren wiederentdeckt und durch eine große Ausstellung in New York international bekannt gemacht.