Giovanni Cima kam nur bis Leonberg

von Michael Schmidt
Leonberger Kreiszeitung, 14. September 2006

Leonberg. Eine norditalienische Delegation ehemaliger KZ-Häftlinge besucht am Wochenende die Stadt. Am Massengrab der Leonberger KZ-Häftlinge gedenken sie ihrer Toten. Auch ein Begegnungsabend ist vorgesehen.

Giovanni Cima kam nur bis Leonberg. Am 18. Februar 1945 starb der 32-jährige Fabrikarbeiter aus dem kleinen norditalienischen Städtchen Sesto San Giovanni im Konzentrationslager unterm Engelberg. Seuchen grassierten unter den 3000 Mann in jenen Wintertagen, der Häftling „Nummer 37607" dürfte in den kalten Baracken elendig verreckt sein.

Was der junge Familienvater verbrochen hatte, um zwischen Baracken und Todesfabrik im Tunnel zu sterben? Giovanni Cima hatte gestreikt. 1943 und 1944 taten das tausende von Fabrikarbeitern in der Lombardei, es war ihre Art des Kampfes gegen den Faschismus in ihrer Heimat und die deutsche Besatzung.

In deren Augen war es Hochverrat: Allein in dem Arbeiterstädtchen Sesto San Giovanni wurden 110 Männer erschossen, 558 wurden in Konzentrationslager verschleppt. 230 überlebten das nicht, so wie Cima. Mehr als 300 Italiener waren in Leonberg inhaftiert, ergaben jüngste Forschungen.

Am kommenden Samstag besucht eine Delegation aus Sesto Leonberg. Die KZ-Gedenkstätteninitiative betreut den Besuch, Höhepunkt wird am kommenden Sonntag um 11.30 Uhr die Einweihung einer Marmortafel am Leonberger Grab zahlreicher KZ-Häftlinge sein. Bei der Zeremonie auf dem Alten Friedhof an der Seestraße hat auch der italienische Generalkonsul sein Kommen angesagt.

INFO: Die Gedenkstätteninitiative lädt auch zum gemeinsamen Besuch mit der italienischen Delegation ins Dokumentationszentrum des KZ Vaihingen/Enz. Abfahrt mit Privatautos am Samstag, 16. September, um 14 Uhr auf dem Parkplatz Sportzentrum/Hallenbad. Um 20 Uhr wird zu einem Begegnungsabend im Saal der Methodistengemeinde (Robert-Koch-Straße) geladen.


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