HIgh Tech und Barbarei

Die KZ-Gedenkstätteninitiative Leonberg e.V. lädt ein in die Bibliothek, Seestraße 74 (Samariterstift), 4. Stock, Sonntag, 1. März, 15.00 Uhr

„High Tech und Barbarei – die Produktion des Düsenjägers Me 262“

Der Maschinenbauingenieur Alexander Kartschall berichtet mit vielen Bildern aus seinem Buch „Messerschmitt Me 262 – Geheime Produktionsstätten“. U.a. auch über den Plan einer kompletten Produktion hier in unserer Gegend, etwa in Vaihingen/Enz, Unterriexingen, Leonberg. Überall stieß er auf Tote und den nicht enden wollenden Strom von verschleppten und entkräfteten Menschen: allein in Leonberg insgesamt 5.000 KZ-Häftlinge aus 24 europäischen Ländern.
Seit 1943 versanken die Städte in Deutschland in Schutt und Asche. Und nach Stalingrad fegten die Nationalsozialisten die Fabriken leer, schickten die jungen Männer an die Ostfront: Hunderttausende wurden mit vom Regime vorgegebenen Worthülsen wie „Er gab sein Leben für Führer und Vaterland“ betrauert – nationalsozialistischer Heldentod.
Aber wie konnte die Kriegsproduktion bei diesem Aderlass an Arbeitern noch gesteigert werden, neue Wunderwaffen sogar in Produktion gehen? Wir kennen die Antwort: ein Heer von versklavten Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen wurde in die Rüstungsbetriebe gepresst und musste jene Waffen herstellen, die ihrer Befreiung und Rettung entgegenstanden. Ihre Arbeitskraft wurde ausgebeutet bis zur „Vernichtung durch Arbeit“.
Alexander Kartschall hat sich im Detail mit der Produktion des Düsenjägers Messerschmitt Me 262 befasst, der die Bomberströme der Alliierten stoppen und den Endsieg der Nazis erringen sollte. Er berichtet, wie dieses Flugzeug gegen Ende des Krieges überhaupt noch in großer Anzahl produziert werden konnte. Sie werden erfahren, wie die Dezentralisierung der ansonsten den Bombern ausgelieferten Fertigung in versteckte oder geschützte Betriebe einen nicht enden wollenden Strom von verschleppten und entkräfteten Menschen nach sich zog - auch hier und in unserer näheren Nachbarschaft. Sie werden erfahren vom KZ Vaihingen/Enz, dem vom Autor entdeckten KZ in Unterriexingen und vom „Presswerk Leonberg“, in das nach der völligen Zerstörung der Messerschmitt-Werke in Augsburg-Haunstetten die Tragflächenproduktion der Me 262 verlagert wurde. Und Sie hören von den insgesamt 5.000 Männern aus 24 europäischen Ländern, die von Frühjahr 1944 bis April 1945 in das KZ Leonberg an der Seestraße und die Messerschmitt-Fabrik im Engelbergtunnel gepresst wurden. Sie werden von ihrer vom getakteten Fertigungsprozess geprägten 12-Stunden-Arbeit erfahren, von ihrem Hunger, ihren Qualen und den Seuchen: ihr Tod war für die Produktion belanglos, die SS schickte immer neue zu Nummern reduzierte Männer nach Leonberg, bis zum Schluss – wie Giuseppe Zorzin, KZ-Häftling aus Italien es sagte: „Der Tod war immer unter uns und mähte unser Leben wie der Bauer das Gras“.

Die KZ-Gedenkstätteninitiative Leonberg e.V. lädt ein in die Bibliothek, Seestraße 74 (Samariterstift), 4. Stock, Sonntag, 1. März, 15.00 Uhr.  Bücherausleihe möglich


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