Schrecken des Lagers

von Peter Meuer
Weil der Stadt. Schüler des Johannes-Kepler-Gymnasiums drehen einen Dokumentarfilm über das Leonberger KZ.
Leonberger Kreiszeitung, 23. Dezember 2009

Die Schüler sind mucksmäuschenstill. Der Raum ist dunkel, das Thema schwierig, die Filmschnitte zwischen den Szenen hart. Über die Leinwand flimmern Bilder vom alten Engelbergtunnel anno 2009.

Schnitt, wieder der Engelbergtunnel, diesmal stammt ein eingebautes Foto aus den 40er Jahren. Noch ein Schnitt. Eine wackelige Kamera führt den Zuschauer durch die Leonberger Seestraße und die Fliederstraße. Junge Stimmen schallen aus den Boxen, erklären die Bilder auf der Leinwand: "3000 KZ-Häftlinge waren hier für die Rüstungsindustrie eingepfercht", sagen sie. Und: "Die Häftlinge sollten den krassen Arbeitskräftemangel ausgleichen." Zu Essen habe es für die Häftlinge meist nur eine "undefinierbare Brühe" gegeben.

Es ist eine junge Sprache, versehen mit eindringlichen Bildern: Schüler der Klasse 10 b des Johannes-Kepler-Gymnasiums Weil der Stadt erzählen in einer Dokumentation die Geschichte des Leonberger Arbeitslagers, zwei Generationen vor ihrer Geburt. Der Film ist Teil eines Projektes der Gymnasiasten. Gemeinsam mit dem Lehrer Johannes Gienger haben sie sich des schwierigen Themas angenommen.

Gienger, der auch das Stuttgarter Medienzentrum leitet, hat nicht zum ersten Mal ein solches Projekt begleitet. Mit der Film-AG der Schule hat er bereits Preise gewonnen für Filme über Weil der Stadt und die Würm. Auch für den aktuellen Film seiner Schützlinge findet der medienerfahrene Studienrat viele lobende Worte: "Auch wenn wir ihnen natürlich unter die Arme gegriffen haben - sie haben einen guten und sensiblen Film gedreht, viel Arbeit hinein gesteckt." Gestern haben die Schüler die Dokumentation anderen Zehntklässlern des Kepler-Gymnasiums vorgeführt.

Auch Eberhard Röhm ist gekommen, der Vorsitzende der KZ-Gedenkstätteninitiative, und auch Kristin Koch-Konz, die Leiterin des Leonberger Stadtmuseum. Die Historiker haben bei der Recherche geholfen, standen Rede und Antwort.

Der Film läuft weiter. Die Schüler berichten von den Lebensumständen der Häftlinge, zitieren ehemalige Gefangene: "Wir haben die Gefahr zu sterben auf uns genommen für ein paar Stunden Schlaf." Die Zehntklässler erzählen von der harten Arbeit an den Tragflächen der Messerschmitt-Jagdflugzeuge, von den vielen Toten, von der schlechten Hygiene im Lager.

Ihre Mitschüler lauschen konzentriert. Als Eberhard Röhm nach dem Film vor die Klasse tritt, können viele seine Nachfragen sofort beantworten, die auf die historische Genauigkeit der Dokumentation abzielen: Welche Quellen wurden benutzt? Wie viele Zeitzeugen kommen zu Wort? Vier Tage haben die Zehntklässer Verena, Tim, Philip, Frank, Andrea, Kerstin und Julian vor Ort gearbeitet, auch das Drehbuch stammt aus ihrer Feder.

Die Arbeit ist multimedial angelegt: Auch auf ihren Internet-Seiten haben die Schüler geschichtliche Themen aufbereitet.
Weitere Informationen und den Film finden Sie unter http://geschichtsheft.oyla15.de/cgi-bin/hpm_homepage.cgi


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