Vor 70 Jahren: Das Grauen im KZ ist zu Ende

von Arnold Einholz
Die Gedenkstätteninitiative stellt eine Namenstafel am Massengrab auf dem Alten Friedhof auf.
Leonberger Kreiszeitung, 2. April 2015

Eine Ausstellung im Neuen Rathaus Leonberg, ein Vortrag im Samariterstift und die Einweihung von Namenstafeln im Alten Friedhof Seestraße: die Leonberger KZ-Gedenkstätteninitiative blickt in diesem Monat auf das Ende des Leonberger Konzentrationslagers vor 70 Jahren zurück.

„Freiheit - so nah, sofern. Das doppelte Ende des Konzentrationslagers Natzweiler" ist der Titel einer deutsch-französischen Ausstellung, die von der KZ-Gedenkstätteninitiative vom 13. bis 30. April im Neuen Rathaus Leonberg gezeigt wird. Es ist die Geschichte des KZ Natzweiler in den Vogesen, das auch das Stammlager des Leonberger Konzentrationslagers war. Die dortigen Häftlinge wurden im Herbst 1944 wegen der heranrückenden Alliierten von Frankreich in deutsche Lager verlegt. Die Kommandantur verlagerte man ebenfalls nach Osten, sie wurde im April 1945 aufgelöst. Ergänzt wird die Ausstellung durch Text- und Bildmaterial über die Evakuierung des Leonberger KZ im April 1945 und die Todesmarsche der Haftlinge.

Vernichtung durch Arbeit

Die Außenlager dienten am Kriegsende meist der Rüstungsproduktion - häufig kamen die Häftlinge direkt aus Auschwitz, um Granaten wie in Geislingen oder Tragflächen für Flugzeuge wie in Leonberg herzustellen. Auch in den Außenlagern fand statt, was die Nazis zu ihrer Maxime gemacht hatten: Vernichtung durch Arbeit.

Von den etwa 52 000 Frauen und Männern, die in Natzweiler oder dessen 70 Außenlagern - darunter auch Leonberg - inhaftiert waren, überlebten 22 000 die Torturen nicht. In Leonberg sind allein 389 Todesopfer dokumentiert, viele weitere Häftlinge wurden entweder in Todeslager wie Vaihingen/Enz abgeschoben oder starben auf den Todesmärschen bei der Evakuierung des Lagers.

Die deutsch-französische Ausstellung im Neuen Rathaus wird am Montag, 13. April, um 19 Uhr durch die Vorsitzende der Gedenkstätteninitiative, Marei Drassdo, eröffnet. Oberbürgermeister Bernhard Schuler spricht ein Grußwort. Die Ansprache hält Frédérique Neau-Dufour, Leiterin. des europäischen Deportierten-Zentrums und der Gedenkstätte Natzweiler. Des Weiteren gibt es eine Einführung in die Ausstellung sowie im Anschluss eine Führung. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung von dem Duo Susanne Bachmann und Alexander Kübler.

Bereits am Vortag, am Sonntag, 12. April, präsentiert um 15 Uhr die Bibliothek der Gedenkstätteninitiative das Buch „Konzentrationslager und Zwangsarbeit in Leonberg". Dabei wird Eberhard Röhm, der langjährige Vorsitzende der Initiative, insbesondere über das Kapitel „Evakuierung" sprechen: die Todesfahrten und Todesmärsche der Leonberger KZ-Häftlinge nach Bayern. Die Bibliothek befindet sich im Samariterstift, in der Seestraße 74.

Namenstafel am Massengrab

Am Samstag, 18. April, 11 Uhr, wird nun die Namenstafel am Massengrab auf dem Alten Friedhof in der Seestraße- eingeweiht. Nach der Begrüßung durch Marei Drassdo und einem Grußwort von Oberbürgermeister Bernhard Schuler wird Eberhard Röhm kurz auf die Geschichte des Grabes der KZ-Toten und auf die so spät erstellten Namenstafeln eingehen. Die etwa halbstündige Zeremonie im Freien wird musikalisch von einem Bläserensemble der methodistischen Kirche begleitet. Sitzmöglichkeiten sind begrenzt verfügbar.


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