Wanderausstellung in Leonberg

Der Erinnerungen beraubt, im KZ ermordet
Von Arnold Einholz 11.07.2021

Leonberg - Die Arolsen Archives zeigen der Öffentlichkeit von Samstag, 17. Juli, bis Mittwoch, 28. Juli, in Leonberg die Open-Air-Wanderausstellung #Stolen Memory. Im Mittelpunkt stehen der letzte Besitz von KZ-Inhaftierten und die Frage, wie es heute noch gelingt, diese sogenannten Effekten an Familien der Opfer zurückzugeben.

Die Ausstellung, die von der KZ-Gedenkstätteninitiative gemeinsam mit dem städtischen Amt für Kultur und Sport nach Leonberg geholt wurde, wird in einem aufklappbaren Übersee-Container vor dem Neuen Rathaus zu sehen sein. Die Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8.30 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr.

Effekten sind persönliche Gegenstände, die Häftlingen bei ihrer Ankunft in den Konzentrationslagern abgenommen wurden. Oft waren es Eheringe, Uhren, Füller oder Brieftaschen mit Fotos. #StolenMemory ist eine Kampagne der Arolsen Archives zur Rückgabe dieser persönlichen Gegenstände an die Angehörigen. Über 500 Familien konnten seit dem Start der Kampagne 2016 bereits gefunden werden.

Cohn: Leonberg hat eine besondere Verantwortung

Die Ausstellung zeigt Bilder solcher Effekten und erzählt vom Schicksal von zehn NS-Verfolgten. „Die Verbindung Leonberg – Bad Arolsen ist naheliegend“, sagt Marei Drassdo, die Vorsitzende der KZ-Gedenkstätteninitiative Leonberg. „Die Daten der Zwangsarbeiter im Leonberger KZ sind zum Teil in den Arolsen Archives dokumentiert. Als Initiative bemühen wir uns, Empathie für das Schicksal der Häftlinge zu erreichen, vor allem bei Jugendlichen und Schülern, die wir besonders für die Ausstellung interessieren möchten.“ Der Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) freut sich, dass die Wanderausstellung hier Station macht. „Als ehemaliger Konzentrationslagerstandort sind wir uns unserer besonderen Verantwortung in Sachen Erinnerungskultur bewusst“, sagt er.

Persönliche Erinnerungsstücke der Häftlinge aus dem KZ Leonberg sind nicht erhalten. Die Effekten in der #StolenMemory Ausstellung zeigen aber stellvertretend, dass die Häftlinge vor ihrer Verhaftung ein normales Leben führten: Sie hatten Eltern, Geschwister, Freunde und Freundinnen; sie gingen gerne tanzen; sie klebten Fotos in Alben und schrieben Liebesbriefe. Erst durch die Nazis wurden sie zu Nummern im Verfolgungsapparat. Die Gegenstände in der Ausstellung machen die Verfolgten menschlich und greifbar.

Effekten von mehr als 2500 Menschen

Unter der Überschrift „Gefunden“ lenkt die Ausstellung den Blick auf persönliche Gegenstände, die bereits zurückgegeben wurden. Und unter „Gesucht“ werden „Effekten“ gezeigt, die noch auf ihre Rückgabe warten und von mehr als 2500 Menschen stammen.


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