Rechenschaftsbericht des Vorstands der KZ-Gedenkstätte Leonberg e.V. für das Jahr 2022

Auch das dritte Coronajahr war geprägt von Einschränkungen, wenn auch nicht in dem Maße wie in den beiden vorhergehenden Jahren. Bei den Klassenführungen wie vor allem bei den Sonntagsöffnungen der Tunnellausstellung kehrten wir fast zur früheren Normalität zurück.


1.Schwerpunkt 1 der Gedenkstättenarbeit: 28 Führungen von Schulklassen

Mit 28 Führungen von Schulklassen (Vorjahr: 15) haben wir zwar noch nicht die Vorcoronazahlen erreicht, jedoch gegenüber dem Vorjahr die Zahl annähernd verdoppelt. Erfreulicherweise besuchten uns wieder Klassen der beiden Leonberger Gymnasien – ASG und JKG. Der Kontakt zum Berufsschulzentrum, auch zu dessen Gymnasium fehlt jedoch seit Jahren. Insgesamt erreichten wir 564 Schülerinnen und Schüler. Sie wurden von 9 Lotsinnen und Lotsen begleitet. Interessant ist, dass von den 28 Führungen allein 22 von nur vier Lotsinnen und Lotsen übernommen wurden, einmal 8, einmal 6 und zweimal 4 Führungen.

 
2. Schwerpunkt 2 der Gedenkstättenarbeit: 7 Führungen von Erwachsenengruppen

Im Jahr wurden sieben Führungen mit Erwachsenen (Vorjahr: 17 Führungen) angeboten für insgesamt 93 Personen.

3.Schwerpunkt 3 der Gedenkstättenarbeit: Sonntagsöffnungen der Tunnel-Ausstellung

Von März bis Oktober war an 34 Sonntagen (Vorjahr: 33) je drei Stunden die Tunnel-Ausstellung geöffnet. Wir zählten dabei 700 Besucher (Vorjahr: 750 Besucher).

4. Erfolgreiche Zeitungswerbeaktion zur Gewinnung von Lotsen und anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern

In den Monaten Mai und Juni fand nun zum zweiten Mal eine Anzeigenwerbeaktion statt zur Gewinnung von Lotsinnen und Lotsen und anderen Mitarbeitern. Diese hatte Erfolg. Es meldeten sich elf Personen, von denen endgültig sich acht als Lotsinnen und Lotsen ausbilden lassen. Die Einführung in die Arbeit übernahmen Ingeborg Böhme und Susanne Suby. Eine Person, Stefanie Schütte, ist interessiert an der Mitarbeit im Archiv.  

5.Sechs Vortrags- und Musikveranstaltungen (im Vorjahr nur drei)

Ein besonderer Schatten liegt auf dem Jahr 2022 mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine. Allein in drei Vortragsveranstaltungen sind wir darauf eingegangen.

Am 05.04.2022: Vortrag von Prof. Klaus Gestwa, Tübingen: Putins Angriffskrieg auf die Ukraine; am 09.05.: Vortrag Andrezej Angrick zum Thema „Aktion 1005“ (Spurenbeseitigung von NS-Massenverbrechen); am 12.10. stellte Klaus Beer im Rahmen der Mitgliederversammlung sein neues Buch „An den Abgründen der Gesellschaft“ vor; während der Ausstellung „Ausgrenzung – Raub – Vernichtung“ (8. – 20.11.2022) fanden drei Veranstaltungen bzw. Musikabende jeweils in der kalten Stadtkirche statt: am 8. 11. die Einführung in den Inhalt der Ausstellung durch Heinz Högerle, am 12.11. Vortrag von Eberhard Röhm über die „Pfarrhauskette in Württemberg“, am 19.11. ein Konzert der Klezmer-Musikgruppe Jontef; am 16.11. Vortrag von Andrea Beer über ihre Erfahrungen als Journalistin in der Ukraine.

Von 8. bis 20. November wurde – organisiert durch die KZ-Gedenkstätte (Holger Korsten und Robert Krauß), durch die Ev. Erwachsenenbildung und durch das Kulturamt der Stadt Leonberg – die wegen Corona verschobene Wanderausstellung des Landesarchivs Baden-Württemberg „Ausgrenzung – Raub – Vernichtung“ gezeigt. Die Ausstellung war an jedem Tag bis auf Montag geöffnet. Entgegen der Erwartung war der Besuch sehr mäßig.

6.Übersetzung von Videokassetten mit Interviews der Shoa Foundation

Auf einen Aufruf zur Übersetzung von Video-Interviews mit ehemaligen Leonberg KZ-Häftlingen in englischer Sprache meldeten sich sechs Personen. Inzwischen liegen vier Übersetzungen vor.  

7. Instandsetzungsarbeiten: Klappen für die Wagen in der Tunnel-Ausstellung und Neuerrichtung des Rahmens für das Großfoto vor dem Tunnel nach Sturmschaden

Die Jugendlichen des Seehauses fertigten für zwei Wagen in der Tunnel-Ausstellung einen Sichtschutz aus Metall an, um Stauraum für Bücher und andere Utensilien zu haben. Die vor dem Tunell im Vorjahr errichtete Fotowand mit Luftbild von Leonberg wurde bei einem schweren Sturm umgeworfen und musste völlig erneuert werden.

8. Angebot der Leitung der Samariterstiftung zum Ausbau eines Untergeschossraums in Haus Schleiermacherstraße 29

Der Vorstandsvorsitzende der Samariterstiftung, Pfarrer Frank Wössner, bot uns im Rohbau befindliche Räume im Untergeschoss des Hauses Schleiermacherstraße 29 an, die wir selbst ausbauen sollten und mietfrei nutzen könnten. Die Beratungen, an denen Marei Drassdo, Eberhard Röhm und Holger Korsten beteiligt waren, führten im Jahr 2022 noch zu keinem positiven Ende. Die Leitung des Samariterstifts in der Seestraße machte Ansprüche geltend, einen Teil der Räume wie bisher nutzen zu müssen zur Lagerung von Gartenmöbeln.

9. Kontakte mit ehemaligen Häftlingen und deren Angehörigen

 Wie jedes Jahr, so bekamen wieder vor Weihnachten alle ehemaligen Häftlinge und deren Angehörige vom Vorstand eine Grußkarte. So verschickte Irmtraud Klein 70 Karten, auf die wir in der Regel auch Antwort bekamen. Irmtraud Klein hat im Juni die Familie Goruppi in Opicina – u.a. das Grab von Riccardo Goruppi - besucht. Trotz jahrzehntelanger Freundschaft war ihr wegen Corona im Vorjahr es nicht möglich, an der Beerdigung von Riccardo Goruppi teilzunehmen.  

Im August besuchte uns auf dem Weg in den Sommer-Urlaub das Ehepaar Moerkamp, Sohn und Schwiegertochter des „Holländers in der Kaserne“ Wim Moerkamp. Es wurden am Abend im Garten von Eberhard Röhm Erinnerungen ausgetauscht.

Es meldete sich aus Luxemburg Cos Rausch, der Enkel des Luxemburger KZ-Häftlings. Er will uns im nächsten Jahr zusammen mit seiner Frau besuchen.  

10. Spezielle Tätigkeiten des Vorstands sowie Mitgliedschaft im „Verbund der Gedenkstätten im ehemaligen KZ-Komplex Natzweiler“ (VGKN)

Die Vorstandsmitglieder haben sich im Jahr 2022 nur zu vier Sitzungen zur Beratung und Beschlussfassung getroffen, jeweils im zum Teil kalten Blumhardtsaal der Blosenbergkirche: Am 6.04., 08.06., 05.10. und 30.11.2022.

Bedauerlicherweise kam es auch in diesem Jahr zu keiner Begegnung mit anderen Gedenkstättenmitgliedern auf Landesebene.

Marei Drassdo war Kontaktfrau zum „Verbund der Gedenkstätten im ehemaligen KZ-Komplex Natzweiler (VGKN)“ und nahm an der virtuellen Mitgliederversammlung teil. Sie nahm auch sonst die Fäden als Vorsitzende in die Hand. So vertritt sie uns auch im neu gebildeten Verein zur Erhaltung und Ausbau der „Alten Schuhfabrik“ als Kulturzentrum.

Eberhard Röhm bearbeitete die Förderanträge bei der LpB. Martin Riethmüller führte die Kasse und erstellte den Jahresabschluss.

Irmtraud Klein bearbeitete den Antrag beim Finanzamt auf Gemeinnützigkeit und verschickte am Ende des Jahres die Grußkarten des Vorstands an die Familien ehemaliger KZ-Häftlinge in der ganzen Welt.   

11. Öffentlichkeitsarbeit

In der Öffentlichkeitsarbeit pflegt regelmäßig Marei Drassdo unsere Homepage, auf der regelmäßig Hinweise auf unsere Veranstaltungen und anschließend auch Berichte darüber erscheinen. Renate Stäbler hält mit der Leonberger Kreiszeitung Kontakt. Leider ging nun der langjährige Lokalredakteur Arno Einholz in den Ruhestand, der seit mehr als zwanzig Jahren die Berichterstattung über unsere Arbeit verantwortete. Zudem gibt es mit der Umstellung des Lokalteils der LKZ wesentlich weniger Raum für die Lokalberichterstattung. Zu Veranstaltungen wird auch eingeladen über den E-Mail-Rundbrief, den Eberhard Röhm verschickt. Ein weiteres Werbemittel für Veranstaltungen sind die von Holger Korsten in Zusammenarbeit mit Robert Krauss professionell entworfenen Plakate und Handzettel. Soweit Veranstaltungen mit der Ev. Erwachsenenbildung oder der Stadt Leonberg durchgeführt werden, erscheinen auf deren Werbeplattformen Informationen, sei es im Internet, im Amtsblatt, im Wochenblatt oder im Programmheft der Evangelischen Erwachsenenbildung.       

12. Finanzielle Förderung von Projekten durch die Landeszentrale für politische Bildung

Als größere Gedenkstätte hatten wir Anspruch auf die Basisförderung in Höhe von 3000 EUR. Für das Zeitungsprojekt Lotsengewinnung erhielten wir 4.500 EUR, für die Wiederherstellung der durch den Sturm zerstörten Plakatwand 8.000 EUR, für die Blechabdeckung der Wagen in der Tunnel-Ausstellung 600 EUR. Bei Letzterem handelte es sich nur um die Materialkosten. Die Jugendlichen des Seehauses arbeiteten ehrenamtlich, sodass keine Arbeitsstundenhonorare zu bezahlen waren.

13. Statistik für das Jahr 2022

Bei den fünf Vortragsveranstaltungen und einer Musikveranstaltung, die wir zusammen mit der Evangelischen Erwachsenenbildung und teilweise mit der Stadt Leonberg veranstalteten, besuchten uns insgesamt 360 Personen.

Alles in allem erreichten wir im Jahr etwa 1800 Besucher, davon 1183 Erwachsene und 614 Jugendliche. Die insgesamt 25 ehrenamtlich Tätigen leisteten geschätzt 1800 Stunden.   

 
14. Wahl des Vorstands und Mitgliederzahl bei der Mitgliederversammlung am 12. Oktober 2022 im Blumhardtsaal der Blosenbergkirche

Wegen Corona in der Familie der Vorsitzenden musste die wie üblich Anfang des Jahres stattfindende Jahresmitgliederversammlung auf 12. Oktober verschoben werden. Dabei wurde vom bisherigen Vorstand wiedergewählt Marei Drassdo zur Vorsitzenden, Eberhard Röhm zum stellvertretenden Vorsitzenden. Als Beisitzer wurden wiedergewählt: Irmtraud Klein, Martin Riethmüller (vom Vorstand zum Kassier gewählt), Holger Rohland, Joachim Schütz und Steffen Schulik. Nicht mehr traten zur Wahl an Katharina Fuchs und Holger Korsten.

Als Kassenprüfer wurden gewählt Heinz Klingel und Manfred Pauschinger. 

 

Zum Zeitpunkt der Mitgliederversammlung (10.10.2022) betrug die Zahl der Mitglieder: 90, zuzüglich drei korporative Mitgliedschaften.

 

Leonberg, 22. März 2023

 

 

Marei Drassdo, Vorsitzende              Eberhard Röhm, stellv. Vorsitzender