Rechenschaftsbericht des Vorstands der KZ-Gedenkstätteninitiative Leonberg e.V. für das Jahr 2012 – vorgetragen bei der Mitgliederversammlung am 15. März 2013

Die Arbeit der KZ-Gedenkstätteninitiative war im Jahr 2012 geprägt einerseits von einer in der Öffentlichkeit breit wahrgenommenen Auftaktveranstaltung am 27. Januar wie von der Weiterentwicklung der pädagogischen Angebote und andererseits von der intensiven Vorbereitung auf zwei für das Jahr 2013 geplanten Projekte, der Errichtung des „Hauses der tausend Namen“ im Rahmen eines Jugend-Camps und der Herstellung von Namenstafeln am Sammelgrab auf dem Friedhof Seestraße.

1. Über die Informations- und Gedenkveranstaltung am 27. Januar 2012 im überfüllten Blumhardtsaal der Blosenbergkirche mit einem Vortrag des freien Journalisten Robert Andreasch wurde ausführlich schon im Rechenschaftsbericht für das Jahr 2011 berichtet. Die Spitze der Stadtverwaltung hatte erstmalig eine in früheren Jahren übliche gemeinsame Veranstaltung mit unserer Initiative abgelehnt, da sie befürchtete, dass das Auftreten des Redners in Leonberg zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen linken und rechten Demonstranten führen könnte. Wir führten die Veranstaltung dann allein durch. Tatsächlich kam es zu keiner Ausschreitung. Am 8. Mai fand ein von uns gewünschtes Gespräch von Vorstandsvertretern mit OB Schuler und Frau Ossowski vom Kulturamt statt, bei dem beide Seiten ihre jeweiligen unterschiedlichen Standpunkte in der Sache nochmals dargelegt haben und zugleich vereinbarten, in Zukunft wieder eine gemeinsame Veranstaltung zum 27. Januar anzustreben, was 2013 dann auch gelang.

2. Weitere Veranstaltung im Jahr 2012
Im Jahr 2012 fand eine weitere öffentliche Veranstaltung in Form einer Mitgliederversammlung am 29. November im Samariterstift statt, bei der Johannes Kares das von ihm entworfene Kunstwerk „Haus der tausend Namen“ vorstellte und der Vorstand (Holger Korsten und Manfred Pauschinger) die Finanzierung wie die Beteiligung von Jugendlichen an der Herstellung im Rahmen eines Jugend-Camp erläuterte.

3. Projekt „Haus der tausend Namen“ / Jugendcamp
Nachdem der Zuschuss der EU für den von Johannes Kares vorgelegten Entwurf für die Ergänzung der Namenswand durch ein „Haus der 1000 Namen“ im zweiten Anlauf genehmigt wurde, haben den Vorstand die Vorbereitungen für das Projekt das ganze Jahr über in Anspruch genommen. Unter tatkräftiger Unterstützung von Manfred Pauschinger hat Johannes Kares inzwischen das „Haus“ vor dem alten Engelbergtunnel errichtet, Holger Korsten hat Spenden eingeworben, Holger Korsten und Eberhard Röhm haben die Namensliste zusammengestellt. Manfred Pauschinger hat sich seit Herbst 2012 mit Erfolg um die Beteiligung von Schulen und Schülern am Jugendcamp bemüht.

3. Tätigkeiten von Arbeitsgruppen
a) Arbeitsgruppe Namenstafeln auf dem Friedhof Seestraße: Die Errichtung der Namenstafeln auf dem Friedhof Seestraße musste verschoben werden, da Auflagen des Regierungspräsidiums im Blick auf die Schreibweise der Namen und erforderliche quellenmäßige Nachweise weitere umfangreiche Recherchen durch Holger Korsten und Eberhard Röhm erforderten.

b) Arbeitsgruppe Bibliothek (Linde Beer, Bärbel Korsten, Dagmar Freythaler, Emmely Heid):
Inzwischen sind über 700 Bücher im PC-Programm „Biblio“ erfasst und stehen zur Ausleihung zur Verfügung. Auf unserer homepage ist der gesamte Bücherbestand katalogmässig registriert und kann jedes ausleihbare Buch nach Titeln und Schlagwörtern gefunden werden.

c) „Arbeitsgruppe Technik“ (Holger Korsten, Wolfgang Schiele, Pitt Adler, Manfred Pauschinger):
Die Arbeitsgruppe, insbesondere Holger Korsten und Manfred Pauschinger, hat sich zusammen mit Johannes Kares um die Errichtung des Fundaments und des Gehäuses des „Hauses der 1000 Namen“ bemüht.

d) Arbeitsgruppe „Schule“ (Marei Drassdo, Manfred Pauschinger, Eberhard Röhm, Heide Matthias):
- Die Arbeitsgruppe tagte fünf Mal im Jahr 2012. Die Mitglieder befassten sich mit Inhalt und Logistik des geplanten Jugend-Camps Ende April/Anfang Mai 2013 und diskutierte U-Vorschläge von Lehrern (Frau Roth-Radix und Frau Sell) wie von Eberhard Röhm („Das KZ im Spiegel von Biographien Überlebender“). Letzterer wird in der geplanten Lehrerfortbildungsveranstaltung am 20.3.2013 vorgestellt.
- Eberhard Röhm führte drei Lehrerfortbildungen durch: am 29.6. für neu zugezogene Pfarrerinnen und Pfarrer in Leonberg; am 15.9. für die Fachberater in Evang. Religion des Regierungsbezirks Stuttgart; am 21.11. für das Lehrerkollegium der August-Lämmle-Schule Leonberg.

e) Arbeitsgruppe „Gegen Rechts“ (Leitung: Klaus Beer):
Im Anschluss an die Veranstaltung mit Robert Andreasch am 27. Januar 2012 kamen zu der bestehenden Arbeitsgruppe weitere Personen hinzu. Neben dem Informationsaustausch verfasste die Arbeitsgruppe einen Brief an OB Schuler, in dem um rechtzeitige Informationen über bekannt gewordene geplante Aktivitäten von Rechts gebeten wurde. Darauf hin kam eine ausweichende Antwort.

4. Kontakte mit ehemaligen Häftlingen und deren Angehörigen
a) Wie jedes Jahr erhielten alle noch lebenden ehemaligen Häftlinge wie alle Familien ehemaliger Häftlinge, mit denen wir irgendwann Kontakt hatten, einen von Holger Korsten gestalteten Weihnachts- und Neujahrsgruß, der von Irmtraud Klein versandfertig gemacht wurde. Als Echo erhielten wir eine fast gleich große Zahl an Antworten aus aller Welt.
b) Irmtraud Klein besuchte Familien ehemaliger Leonberg-Häftlinge in Italien.
c) Zwei Überlebende des KZ Leonberg, mit denen wir Kontakt hielten, sind 2012 verstorben: Am 1. August Mordechai Nojovits in Israel und am 16. November Jaroslav Pek in Tshechien.

5. Weitere Veranstaltung im zweiten Halbjahr 2012
Am 8. September 2012, dem „Tag des offenen Denkmals“, fand traditionell ab 11 Uhr ein Informationsvortrag zur Geschichte des KZ Leonberg mit anschließendem Film „Überlebende des KZ Leonberg“ durch Renate Stäbler und Irmtraud Klein in unserem Raum im Samariterstift statt. Am Nachmittag schloss sich eine Führung in der Tunell-Ausstellung an.

6. Kontinuierliche Bildungsarbeit (Statistik)
Es fanden statt
- 39 Führungen auf dem Weg der Erinnerung einschließlich der Tunnelausstellung, davon 30 mit Schulklassen mit insgesamt 600 Schülern inklusive Lehrern,
- 3 Vortragsveranstaltungen mit insgesamt 180 Besuchern,
- 6 Einzelberatungen von Schülern jeweils mehrere Stunden, davon zwei GFS (Gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen) und vier Präsentationsprüfungen (Referate u.a. für das Abitur).
Insgesamt erreichten wir mit unseren Veranstaltungen 1148 Personen, davon etwa 627 Schüler bzw. Jugendliche und 521 Erwachsene.

7. Öffentlichkeitsarbeit
Es wurden im Jahr 2012 drei Rundbriefe an Mitglieder und Interessenten verschickt. Hinzu kamen mehrere kurzfristige Hinweise auf Veranstaltungen über den E-Mail-Verteiler der Initiative.
Die Presse berichtete im Jahr 2012 18 Mal über unsere Arbeit, davon 16 Mal die LKZ, je einmal die Stuttgarter Zeitung und das Amtsblatt. Zur Veranstaltung am 27. Januar gab es je einen Radio- und Fernsehbericht.

8. Spezielle Tätigkeit des Vorstands
Die Vorstandsmitglieder haben sich im Jahr 2012 zu elf Sitzungen zur Beratung und Beschlussfassung getroffen, jeweils im Gedenkstättenraum im Samariterstift. Die Treffen wurden ergänzt durch zahlreiche Verständigungen über E-Mail, ohne das die Vorstandsarbeit nicht denkbar gewesen wäre.
Einzelne Vorstandsmitglieder hielten Kontakt mit der Landeszentrale für politische Bildung und der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten in Baden Württemberg. Am 27. Januar besuchte Eberhard Röhm die offizielle Feier zu diesem Tag im Landtag in Stuttgart und betreute dort einen Informationsstand unserer Gedenkstätte. Marei Drassdo, Eberhard Röhm und Klaus Beer nahmen an der Jahrestagung der Gedenkstätten in Baden-Württemberg am 24./25 März 2012 in Mosbach teil.
Am 10. Januar besuchte uns die neue Abteilungsleiterin des Gedenkstättenreferats der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Frau Sibylle Thelen. Am 18. Januar bekamen wir Besuch der beiden Landtagsabgeordneten der Grünen Kern und Murschel. Am 5. September hatten wir Besuch vom CDU-Bundestagsabgeordneten Binninger zusammen mit der CDU-Landtagsabgeordneten Kurtz.
Marei Drassdo und Irmtraud Klein besuchten am 6.9.2012 die Gedenkstätte Ulm und ließen sich beraten über den Aufbau eines Gedenkstättenarchivs.

9. Vorstand und Mitgliederzahl
Am 7. März 2012 fand die Jahresmitgliederversammlung statt, bei der der bisherige Vorstand wiedergewählt wurde, wobei die beiden Vorsitzenden Ihre Positionen tauschten: Marei Drassdo, bisher stellvertretende Vorsitzende, wurde zur Vorsitzenden gewählt, Eberhard Röhm, bisher Vorsitzender, wurde zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Als Beisitzer wurden wiedergewählt: Irmtraud Klein, Holger Korsten, Manfred Pauschinger, Martin Riethmüller (vom Vorstand zum Kassier gewählt), Renate Stäbler, Ute Wittmann. Als Kassenprüfer wurden gewählt: Heinz Klingel und Wolfgang Schiele.

Zum Zeitpunkt der Mitgliederversammlung (8.3.2012) betrug die Zahl der Mitglieder: 72. Während des Jahres sind vier Personen Mitglied geworden.

Für den Vorstand:

Marei Drassdo, Vorsitzende
Eberhard Röhm, Stellv. Vorsitzender