Rechenschaftsbericht des Vorstands der KZ-Gedenkstätteninitiative Leonberg e.V. für das Jahr 2014 – vorgetragen bei der Mitgliederversammlung am 12. März 2015

Die Arbeit der KZ-Gedenkstätteninitiative war im Jahr 2014 geprägt vor allem von einer Vielzahl von zum Teil herausragenden Vortrags- Musik- und Theaterveranstaltungen.

1. Zehn Vortragsveranstaltungen im Rahmen des Sonntagsprogramms des Arbeitskreises Bibliothek

Der im letzten Jahr begonnene Versuch des Arbeitskreises Bibliothek, an jedem ersten Sonntag im Monat einen Vortrag zu einem Thema mit Lesung aus passender Literatur anzubieten, wurde im Jahr 2014 konsequent fortgesetzt. So kam es zu zehn teils sehr gut besuchten Veranstaltungen, die gelegentlich wegen Überfüllung in den Berthold-Graf-Saal verlegt werden mussten; insgesamt besuchten die Veranstaltungen, auf denen auch Buch-Ausleihe angeboten wurden, fast 350 Interessenten:
05.01 Walther Erbacher: Braune Töne. Die Rolle der Musik im Dritten Reich; 02.02. Lene Keßler: Erlebnisse in Auschwitz und auf dem Todesmarsch; 02.03. Klaus Beer: Sinti und Roma; 06.04. Birgit Kipfer: Froim. Der Junge aus dem Warschauer Ghetto; 04.05. Walther Erbacher: Das Mädchenorchester von Auschwitz; 01.06. Renate Stäbler: Muttertag und Mutterkreuz im NS; 14.09. Holger Korsten: Die Geschichte des Engelbergtunnels (Vortrag gleichzeitig zum Tag des Offenen Denkmals); 05.10: AK Bibliothek: Das Erntedankfest im NS und heute; 02.11. Axel Kuhn: Wie Eltingen 1938 zu Leonberg kam - Vom Plan der Nazis, Leonberg zur Garnisonsstadt zu machen; 07.12. AK Bibliothek: Das Weihnachtsfest in der politischen Propaganda der Nazis.
In den Ferienmonaten Juli und August fanden jeweils am ersten Sonntagnachmittag im Tunnel ein Bücherflohmarkt des AK Bibliothek statt.

2. Weitere fünf Vortrags- Musik- und Theaterveranstaltung im Jahr 2014

a) Gemeinsam mit dem Kulturamt der Stadt Leonberg fand am 27. Januar im Stadtmuseum eine Vortragsveranstaltung zum Thema „Der Mord an Roma und Sinti durch die Nationalsozialisten“, Referent Frank Reuter vom Zentrum der Sinti und Roma in Heidelberg, statt.
b) Ein besonderes High-light waren die beiden Theateraufführungen der Theater-AG des Robert-Bosch-Gymnasiums in Gerlingen mit ihrem Stück über das KZ Leonberg „Überm Berg“ am 20. und 21. Februar in der Steinturnhalle.
c) Am 10. April gedachten wir vor dem Engelbergtunnel in Zusammenarbeit mit Vertretern der Leonberger Kirchen des Beginns des KZ Leonberg vor 70 Jahren. Dabei sprach auch Landesrabbiner Netanal Wurmser ein Totengebet. Die Feier wurde angesichts der Witterungsverhältnisse in der Blosenbergkirche fortgesetzt.
d) Einen Monat später, am 10 Mai, fand ein für die Jugend bestimmtes Konzert (plus Lesung) mit Esther Bejarano & Microphone Mafia sowie mit dem Beatbox-Duo Borke & Pheel im Tunnel statt.
e) Am 10. Oktober referierte Ingrid Bauz im Stadtmuseum zum Thema: "Was geht uns das Auffliegen des Nationalsozialistischen Untergrunds NSU an?" Sie ging der Frage nach: Welche Rolle kommt uns Bürgern, welche Rolle kommt der Zivilgesellschaft bei der Abwehr des Rechtsextremismus zu?

3. Die erste Studienfahrt zur Gedenkstätte Natzweiler-Struthof

Am 24. Mai führte die Initiative die erste Studienfahrt nach Natzweiler-Struthof und Straßburg durch mit zwei Dutzend Teilnehmern. An der Fahrt nahmen drei Vorstandsmitglieder teil (Marei Drassdo, Eberhard Röhm, Manfred Pauschinger). Die Führung in der Gedenkstätte hatten Eberhard Röhm und die Studentin Katharina Fuchs vorbereitet.

4. Eintägige Lehrerfortbildungsveranstaltung

Am 8. April wurde in den Räumen des Samariterstifts wieder eine ganztägige Lehrerfortbildungsveranstaltung im Auftrag des Regierungspräsidiums durchgeführt mit 14 Teilnehmern. Die Leitung lag bei Marei Drassdo, Manfred Pauschinger und Eberhard Röhm.

5. Tätigkeiten von Arbeitsgruppen

Die genannten Veranstaltungen und Projekte bedurften für die Vorbereitung und Durchführung fleißiger Hände in mehreren Arbeitsgruppen.

a) Arbeitsgruppe Bibliothek (Linde Beer, Bärbel und Holger Korsten, Emmely und Walter Heid):
Der Gedanke, durch Vortragsveranstaltungen Besucher in die Bibliothek zu locken wurde im letzten Jahr konsequent umgesetzt und wurde zum Teil durch erstaunlich guten Besuch bestätigt.

b) „Arbeitsgruppe Technik“ (Holger Korsten, Wolfgang Schiele, Pitt Adler, Manfred Pauschinger):
Die Arbeitsgruppe war insbesondere durch die Großveranstaltungen vor dem Tunnel herausgefordert.
Daneben verfolgte Manfred Pauschinger in Zusammenarbeit mit Prof. Schmid Pläne für die Gestaltung des Tunnelvorplatzes und Sitzgelegenheiten vor dem Tunnel, die im Jahr 2015 inzwischen realisiert wurden.

c) Arbeitsgruppe „Schule“ (Marei Drassdo, Manfred Pauschinger, Eberhard Röhm):
Die Arbeitsgruppe führte die genannte Lehrerfortbildungstagung durch.

d) Arbeitsgruppe Lotsen: Am 18.05. und am 21.09. wurden zwei Führungen im Rahmen der Leonberger Stadtführungen durchgeführt. Aus der Mitte der Arbeitsgruppe Schule kam der Anstoß zu einem Lotsen-Fortbildungstreffen, das am 21. November in Warmbronn durchgeführt wurde. Dabei bildete sich der Arbeitskreis Lotsen.

e) Arbeitsgruppe Friedhof Seestraße (Holger Korsten, Eberhard Röhm, Irmtraud Klein, Renate Stäbler): Die für 2013 geplante Errichtung der Namenstafeln auf dem Friedhof Seestraße musste abermals verschoben werden, da die Verhandlungen der Stadt mit dem Regierungspräsidium hinsichtlich von Auflagen noch nicht abgeschlossen sind. Inzwischen sind die Namen und dazugehörigen Daten durch den Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen überprüft und in nicht wenigen Fällen hinsichtlich Schreibweise und Geburts- und Sterbedaten berichtigt worden. Die Errichtung der Tafeln ist für April 2015 vorgesehen.

6. Kontakte mit ehemaligen Häftlingen und deren Angehörigen

Im Gegensatz zu früheren Jahren fanden im vergangenen Jahr keine persönlichen Begegnungen mit ehemaligen Häftlingen statt. Einer der letzten noch Lebenden, Piet Schultz, ist am 22. April 2014 in Holland verstorben. Am 7. April verstarb ebenfalls in Holland Dick de Jong, der uns seit langem verbundene Schwiegersohn eines in Leonberg verstorbenen KZ-Häftlings.
Alle ehemaligen Häftlinge und deren Angehörige bekamen vor Weihnachten wieder eine Grußkarte.

7. Kontinuierliche Bildungsarbeit (Statistik)

Es fanden im Kalenderjahr 2014 statt
- 47 Führungen auf dem Weg der Erinnerung einschließlich der Tunnelausstellung, davon 26 mit Schulklassen und sonstigen Jugendlichen mit insgesamt 600 Schülern/Jugendlichen und 300 Erwachsenen inklusive Lehrern bei Führungen mit Schulklassen,
- an 9 Sonntagen im Jahr war das Dokumentationszentrum im alten Engelbergtunnel mit der ständigen Ausstellung je zwei bis drei Stunden geöffnet und wurde von 290 Besuchern, darunter etwa 50 Jugendlichen besucht,
- 1 Lehrerfortbildungsveranstaltungen mit 14 Teilnehmern,
- 10 Vortragsveranstaltungen in der Bibliothek und zwei Bücher-Flohmärkte im Tunnel jeweils am 1. Sonntag des Monat mit fas 350 Besuchern,
- 6 weitere Vortrags- Musik- und Theaterveranstaltungen und eine eintägige Fahrt nach Natzweiler-Struthof mit insgesamt 250 Besuchern.
- 10 Einzelberatungen von Schülern jeweils mehrere Stunden, davon zehn GFS (Gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen).
Insgesamt erreichten wir mit unseren Veranstaltungen 1784 Personen, davon etwa 700 Schüler bzw. Jugendliche. Nicht gezählt sind die an Informationen Interessierte, die täglich die sechs öffentlich zugänglichen Informationstafeln auf dem „Weg der Erinnerung“ lesen. Im Vergleich zum Jahr 2014 sind die Besucherzahlen etwa gleich geblieben.

8. Öffentlichkeitsarbeit

Es wurden im Jahr 2014 vor jeder der 16 Vortrags- Musik- und Theaterveranstaltungen Rundbriefe per E-Mail an Mitglieder und Interessenten verschickt, vor der Mitgliederversammlung auch per Post an diejenigen, die mit E-Mail nicht erreichbar sind. Zu den großen Veranstaltungen wurde teilweise mit Plakaten, regelmäßig aber mit Handzetteln geworben.
Die lokale Presse brachte in der Regel vor jeder Veranstaltung einen Hinweis. Renate Stäbler lieferte entsprechend im Auftrag des Vorstands regelmäßig eine Presseinformation. Über alle größeren Veranstaltungen erschienen in der LKZ Berichte. .

9. Spezielle Tätigkeit des Vorstands

Die Vorstandsmitglieder haben sich im Jahr 2014 zu sechs Sitzungen zur Beratung und Beschlussfassung getroffen, jeweils im Gedenkstättenraum im Samariterstift. Die Treffen wurden ergänzt durch zahlreiche Verständigungen über E-Mail, ohne das die Vorstandsarbeit nicht denkbar gewesen wäre.
Einzelne Vorstandsmitglieder hielten Kontakt mit der Landeszentrale für politische Bildung und der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten in Baden Württemberg. Am 29./30. März nahmen Marei Drassdo und Eberhard Röhm an der Jahrestagung der Gedenkstätten in Baden-Württemberg in Bad Urach teil. Die beiden Vorsitzenden beteiligten sich auch in einer Arbeitsgruppe zur Herstellung der für 2015 geplanten deutsch-französischen Ausstellung „Freiheit – so nah, so fern“ zum doppelten Ende des KZ Natzweiler-Struthof.

10. Vorstand und Mitgliederzahl

Am 20. Februar 2014 fand die Jahresmitgliederversammlung im Samariterstift statt, bei der der bisherige Vorstand wiedergewählt wurde: Marei Drassdo zur Vorsitzenden, Eberhard Röhm zum stellvertretenden Vorsitzenden. Als Beisitzer wurden wiedergewählt: Irmtraud Klein, Holger Korsten, Manfred Pauschinger, Martin Riethmüller (vom Vorstand zum Kassier gewählt), Renate Stäbler. Als Kassenprüfer wurden gewählt: Heinz Klingel und Wolfgang Schiele.

Zum Zeitpunkt der Mitgliederversammlung (20..2.2013) betrug die Zahl der Mitglieder: 81.

Für den Vorstand:

Marei Drassdo, Vorsitzende
Eberhard Röhm, Stellv. Vorsitzender